Montag, März 31, 2008

Armin, Orkan und die Fickerin (Teil 3)

Der Hausflur ist dunkel und steht im krassen Kontrast zu der prächtigen Außenfassade. Die Wände sind mit dunkelbraunen Kacheln verschandelt. Keine Fenster. Das original Treppengeländer – sicherlich einmal aus Holz gefertigt – musste einer Stahlstreben-Konstruktion mit Linoleum- Handlauf weichen. Einer dieser Handläufe, die man nicht anfassen mag. Höchstens mit einem schützenden Taschentuch in der Hand.

Armin und Marie entscheiden sich für den Fahrstuhl. Ja, das Haus hat einen. Orange ist er. Nicht schön. Aber zweckmäßig.

Jan und Bärbel Mettmann stehen schon in der Tür. Die braune Kachel ist im dritten Stock einem pfiffig daher kommenden Putzkunstwerk gewichen. Dem großen, grobschlächtigen Bruder der Toskana-Schwamm-Technik.

„Hallo“ rufen die Mettmanns.

„Hallo“ rufen Marie und Armin zurück.

Bärbel ist schwanger. Das ist nicht zu übersehen. Jan, ein sanfter, schlaksiger Kerl mit John Lennon Brille steht behütend vor Bärbel.

„Ich bin Marie. Das ist Armin. Er sucht eine Wohnung.“ Marie nimmt wieder das Ruder in die Hand. Armin nickt zustimmend.

„Bärbel.“

„Jan.“!

Hände werden geschüttelt.

Bärbel sagt: „Kommt doch rein. Schaut Euch in Ruhe um. Wenn ihr wollt, könnt Ihr auch Fotos machen.“

Marie sagt: „ Ja, das ist super. Danke!

Jan und Armin sagen nichts und wirken unbeholfen. Bärbel und Jan verschwinden durch den Flur in einem Zimmer.

Maries Euphorie steigt, als sie das erste Zimmer beritt. Es ist das Schlafzimmer. Sie denkt: „ein großes Zimmer. Zwei Fenster. Hohe Decken. Laminat. Schön ist es. Und schön hell.“

Auch Armin betritt den Raum. Er denkt: „Das Bett ist ja gar nicht gemacht. Da liegt eine Unterhose auf dem Boden. Muss von ihr sein. Frottee. Eins, zwei, drei Steckdosen und eine Buchse für die Fernsehantenne. Auf dem Nachttisch steht Vaseline. So sehen die gar nicht aus. Säue! Da, noch eine Steckdose. Nicht schlecht!“

Armin und Marie sehen sich an. Marie nickt verheißend in Armins Richtung.

Nächstes Zimmer. Es ist das Bad. Marie geht rein und muss erneut einen Lachanfall unterdrücken. Kachelkunst par excellence. Grün, braun und rosé vereint in Blumenranken. Die Armaturen sind grün. Baumarkt-Armaturen-Grün. Das Waschbecken, das Klo und die Badewanne. Aber es ist riesig, das Bad.

Armin ist sprachlos. Er sieht sich um. Marie liest das aufkeimende Entsetzen in Armins Augen und versucht ihn zu beruhigen.

„Wenn du hier mit einem bunten Duschvorhang und anderen Dingen arbeitest wird das super 70er Jahre mäßig. Und es ist wirklich groß. Da kannst Du problemlos Waschmaschine und Wäschespinne unterbringen.“

„Wie bitte, es noch schlimmer machen? Nein, auf keinen Fall!“ erstickt Armin Maries Ratschläge im Keim.

„Aber es hat ein Fenster. Das ist super. Ein Fenster im Bad.“ Marie gibt nicht auf.

„Stimmt, und zwei Steckdosen!“ Armin beruhigt sich wieder.

Sein Blick schweift über die Tiegel, Fläschchen und Döschen auf dem Ivar-Regal. Von einer Intimwaschlotion hat Armin noch nie etwas gehört. Von deren Hersteller, der Firma Dufti-Bär schon gar nicht.